Was ist nachhaltige Landwirtschaft?

Nachhaltige Landwirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Foto alinabuzunova via Twenty20
Nachhaltige Landwirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Foto alinabuzunova via Twenty20

Es ist ein Thema, das inzwischen in nahezu allen Lebenslagen angekommen ist – Nachhaltigkeit. Ob bei der Frage nach der richtigen Art ein Haus zu bauen oder bei der Wahl der für Sie selbst richtigen Lebensmittel – immer mehr Menschen fragen sich unter anderem, wie nachhaltig die zur Auswahl stehenden Lösungen tatsächlich sind.

Da ist es nur logisch, dass auch ein so nah an der Natur gelegenes Thema wie die Landwirtschaft unweigerlich mit dem vieles überlagernden Thema „Nachhaltigkeit“ in Verbindung gebracht werden muss. Dabei sind sich immer mehr Experten einig, dass gerade im Bereich der Landwirtschaft so mancher Grundsatz der Nachhaltigkeit, der über Jahrhunderte seine Gültigkeit hatte, längst über Bord gegangen ist. Dass für diese Entwicklung mit Sicherheit nicht nur die Landwirte Verantwortung tragen, steht außer Frage.

Vor allem wenn man betrachtet, unter welchem Druck die Landwirte oftmals aufgrund der immer weiter sinkenden Preise und des immer stärker werdenden Marktanteils einiger Großunternehmen in der Lebensmittelbranche stehen. Die Konkurrenzsituation ist dabei oftmals nicht mehr belebend fürs Geschäft, sondern eher tödlich für die Höfe vieler Kleinbauern.

Da verwundert es kaum, dass auch der Ruf nach nachhaltigerer Landwirtschaft in vielen Bereichen immer lauter wird – mancher Landwirt ist diesem Ruf längst gefolgt und hat sich so erfolgreich einen vollkommen neuen Kundenstamm erschlossen. Bleibt die Frage, was nachhaltige Landwirtschaft überhaupt ist und wie genau sie uns in Sachen Umweltschutz und Erreichen der Klimaziele weiterhelfen kann.

Was ist nachhaltige Landwirtschaft?

Als Erstes stellt sich in dem Zusammenhang natürlich die Frage, was nachhaltige Landwirtschaft überhaupt ist. Mancher definiert nachhaltige Landwirtschaft als eine Arbeitsweise, die sicherstellt, dass ein Landwirt ausreichend Lebensmittel produziert, um den eigenen Haushalt zu versorgen und über den Verkauf der restlichen Erzeugnisse den Lebensunterhalt sicherstellen zu können – und das Ganze unter dem Gesichtspunkt, dass die Natur durch Arbeit im Bereich der Tier- und Feldwirtschaft nicht über Gebühr belastet wird.

Um den Begriff „Nachhaltigkeit“ klarer definieren zu können, sollte man wissen, woher der Grundsatz der Nachhaltigkeit eigentlich stammt. Die Idee des nachhaltigen Wirtschaftens in der Natur ist inzwischen rund 300 Jahre alt und entstammt der Forstwirtschaft. Damals war es ein Grundsatz, dass nicht mehr Waldbestand gefällt werden sollte als auch in entsprechend kurzen Zeiträumen nachwachsen kann. So sollte der vorhandene Waldbestand dauerhaft geschützt werden, während parallel dazu der Holzbedarf so weit wie irgend möglich gedeckt wurde.

Die UN fand dann im Jahr 1992 eine interessante Definition für den Begriff der Nachhaltigkeit. Hiernach steht nachhaltiges Handeln auf drei gleichberechtigten Säulen. Diese sind:

  • ökologische Verträglichkeit
  • soziale Gerechtigkeit
  • wirtschaftliche Leistungsfähigkeit

Moderne nachhaltige Landwirtschaft funktioniert nur, wenn jede dieser drei Säulen im gleichen Maß beachtet wird. Sie muss also ressourcenschonend sein, umweltverträglich und dabei auch noch in hohem Maße produktiv und das alles in einem sozialverträglichen Umfeld.

Ziele der nachhaltigen Landwirtschaft

Eine solche Form der nachhaltigen Landwirtschaft muss sich an mehreren Zielen orientieren und sich an dem jeweiligen Erreichungsgrad auch tatsächlich messen lassen können. Diese Ziele sind vor allen Dingen die folgenden:

  • Sie entwickelt die eigene Arbeit und die Planungen in jeglicher Hinsicht so weiter, dass schädlich Auswirkungen auf Klima, Boden, Luft, Wasser und die Artenvielfalt sowie auf die Gesundheit der Menschen und das Wohl der Tiere merklich abnimmt.
  • Sie stellt effektiv sicher, dass die grundlegenden Bedürfnisse in Sachen Nahrung und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Menschen sowohl von heute als auch von künftigen Generationen sowohl in der Menge als auch in der Qualität hinreichend befriedigt werden können.
  • Der Einsatz fossiler und nicht regenerierbarer Betriebsmittel (wie beispielsweise solcher auf Basis von Erdöl) wird so weit wie möglich reduziert – was auch mit der Wahl der richtigen Landmaschinen zu tun hat.
  • Sie ist überwiegend auf eine regionale Bewirtschaftung ausgelegt.
  • Sie sichert langfristige Beschäftigungsverhältnisse bei einem gerechten und zufriedenstellenden Einkommen. Außerdem sorgt sie für würdige und gleichberechtigte Arbeitsbedingungen für alle Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind vollkommen unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft bzw. Nationalität.
  • Sie ist in ihrer gesamten Ausgestaltung so aufgestellt, dass sie wenig anfällig gegenüber ungünstigen Einflüssen wie zum Beispiel Klimaveränderungen oder hohe Preisschwankungen ist. Dadurch schafft sie neben sicheren Arbeitsplätzen auch stabile Preise am Markt für die Lebensmittel und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse.

Welche Fördermittel für nachhaltige Landwirtschaft gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe von Fördermaßnahmen für die nachhaltige Landwirtschaft. Tatsächlich wird dabei auf zwei verschiedenen Ebenen gefördert. Der Staat bietet einmal darlehensweise Fördermöglichkeiten für die Umstellung eines landwirtschaftlichen Betriebes auf nachhaltigere Produktionsarten und Verfahrensweisen. Dazu gehören beispielsweise Fördermittel für die folgenden Projekte:

  • Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz,
  • Investitionen zur Minderung von Emissionen,
  • gemeinschaftlicher Maschinenkauf von Landwirten,
  • Investitionen in den Ökologischen Landbau,
  • Investitionen zur Verbesserung der Tierhaltung,
  • Investitionen von Primärproduzenten in die Verarbeitung und Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Produkten.

(Quelle: Förderdatenbank Bund, Länder und EU des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz)

Neben diesen Fördermöglichkeiten bietet das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung auch ein Förderprogramm für die Information der Bürger und die Bewerbung und Absatzförderung von Produkten, die nachweislich im rahmen nachhaltiger Landwirtschaft erzeugt wurden.

Woran erkennt man nachhaltig erzeugte Lebensmittel?

Mancher meint, dass vor allem Ökolandbau eine nachhaltige Form der Landwirtschaft sei. Tatsächlich kommen viele Ideen des Ökolandbaus den Zielen der nachhaltigen Landwirtschaft schon sehr nah. Allerdings stellt sich hier ein Problem ein. Der Ökolandbau benötigt deutlich mehr Fläche als die herkömmliche Landwirtschaft. Da die nutzbare Fläche für die Landwirtschaft in den letzten Jahren immer weiter sinkt, muss eine nachhaltige Landwirtschaft auch diesen Faktor konkret im Auge behalten und hier eher auf weniger Flächennutzung als auf eine größere Nutzfläche setzen.

Neben dem Ökolandbau werden auch Produkte, die mit dem Bio-Siegel versehen sind sehr nah an den Grundsätzen nachhaltiger Landwirtschaft produziert. Leider gibt es aber auch hier Einschränkungen. Denn zu den Voraussetzungen für das Bio-Siegel gehören keine Standards für das wirtschaftliche Handeln, für fairen Handel oder soziale Aspekte wie die Arbeitsbedingungen auf den Höfen etc.

Ein konkretes „Siegel“ für nachhaltige Landwirtschaft gibt es letztlich leider (noch) nicht. Das bedeutet aber nicht, dass Sie beim Einkaufen nicht auf nachhaltige Landwirtschaft achten können. Wenn Sie beispielsweise bei Ihren Einkäufen auf regionale und saisonale Produkte setzen und dabei dann auch noch Produkten mit dem Bio-Siegel den Vorzug geben, werden schon viele der für nachhaltige Landwirtschaft ausgegebenen Ziele nachweislich erfüllt.

Fazit

Es ist heute nicht leicht, beim Einkauf als Verbraucher darauf zu achten, dass die gekauften Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft stammen. Das macht es für die Landwirte gleichermaßen schwer, auf mehr Nachhaltigkeit zu setzen. Denn nachhaltigere Produktion kostet in der Regel mehr Geld und verursacht oftmals zumindest etwas teurere Produkte – das wiederum muss sich in den Preisen der Lebensmittel widerspiegeln.

Nur wenn diese Preise vom Verbraucher auch getragen werden, kann ein Landwirt mit der Umstellung auf nachhaltige Landwirtschaft auch wirklich dauerhaft erfolgreich sein und das eigene Unternehmen damit auch zukunftssicher gestalten.